Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der Akt mit den drei Akten – Teil II



Bildquelle: gettyimages.com


Wie versprochen sehen wir uns nun die drei Akte einmal genauer an.
Steigt ein in eine Achterbahnfahrt durch drei Akte.

Akt I

Am Anfang der Geschichte wird die Hauptfigur in ihrem normalen Alltag gezeigt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: entweder (a) die Hauptfigur ist mit ihrem Leben und den äußeren Umständen komplett zufrieden und glücklich und es gibt keinen Grund für sie, etwas zu ändern (dennoch gibt es einen „inner need“/ einen Wunsch/ eine geheime Angst oder Sehnsucht, die die Figur in sich trägt).
Oder (b) die Figur lebt in unschönen Umständen und wünscht sich nichts sehnlicher, als aus ihrem unerträglichen Dasein auszubrechen.
Wendepunkt I:
Bringt dann ein Ereignis, das alles bisherige über den Haufen wirft. Nichts ist von nun an mehr wie es war. Dem Protagonisten tut sich eine einmalige Chance auf, sein Leben zu ändern (b) oder eine Katastrophe nimmt ihm alles was er liebt und wofür er steht (a).
Dieses Ereignis sollte als totale Überraschung kommen und zwingt den Hauptcharakter zum Handeln. Er muss eine Entscheidung treffen, die den ganzen weiteren Verlauf der Geschichte beeinflussen wird.
Am emotional stärksten sind solche Ereignisse, die den Charakter zwingen, sich seinem „inner need“ zu stellen: etwas, dem er unter normalen Umständen auf Teufel komm raus ausweichen würde.

Akt II

Die Hauptfigur hat also eine Entscheidung getroffen und macht sich auf den Weg.
Doch der Weg zum Ziel ist mit Hindernissen gepflastert. Die Mitte einer Geschichte beschäftigt sich mit diesen Hindernissen. Wie viele Hindernisse und welcher Art sie sind, hängt von der Geschichte ab. Wichtig ist dabei, dass die Hauptfigur bei all diesen Zwischenstationen etwas lernt und dass die Messlatte zum Erreichen seines Zieles immer höher gelegt wird. Der Charakter sollte eine emotionale Achterbahnfahrt durchlaufen, es kann überraschende Wendungen geben, unerwartete Gegner und Helfer, sowie neu entdeckte Fähigkeiten oder Waffen – aber bei allem darf das Ziel nicht aus den Augen verloren werden und die Handlung muss unweigerlich auf die große Konfrontation zuführen.
Wendepunkt II:
Der zweite Wendepunkt markiert das Ende des 2. Aktes und bringt den Charakter noch einmal aus dem Gleichgewicht – und gibt der Geschichte eine neue (unerwartete) Richtung.
Wendepunkt II passiert an der Stelle an der der Hauptcharakter an seinem tiefsten Punkt angelangt ist. Er ist besiegt oder geschlagen, alles scheint verloren, er ist verzweifelt, sieht keinen Ausweg und das Ziel scheint unerreichbar. Doch dann passiert etwas, dass die Situation komplett verändert. Das Ziel scheint auf einmal doch wieder erreichbar, Hoffnung keimt auf.
(Je tiefer gesunken und je verzweifelter die Lage war, desto emotional stärker wird der folgende Höhepunkt. Von ganz unten nach ganz oben. In hundert Sekunden. Jippieh, Achterbahn!)
Der Wendepunkt II ruft dem Charakter das Erlernte ins Gedächtnis, nun ist es Zeit seine Erfahrungen aus dem 2. Akt (die Fähigkeiten und „Waffen“, die er errungen hat) einzusetzen und sich nun vorbereitet der Gefahr entgegenzustellen.

Akt III
Im dritten Akt kommt es dann endlich zur finalen Konfrontation, die Hauptfigur erreicht ihr Ziel, besiegt alle Feinde oder überwindet ihren inneren Konflikt. Sie geht gestärkt oder zumindest verändert aus der Geschichte heraus, hat also eine innere Wandlung vollzogen, die auch äußerlich gezeigt werden sollte.
Am Schluss werden dann nur noch lose Enden aufgesammelt, Nebenhandlungen abgeschlossen und die Hauptfigur in ihrem neuen, besseren Leben mit ihrem neuen besseren Selbst gezeigt- der Leser sollte die innere Wandlung der Hauptfigur (und evtl. der Nebenfiguren) gezeigt bekommen, den Erfolg über den Sieg gemeinsam mit ihm genießen (und sei es nur für einen kurzen Moment).
Der Mönch kommt verändert aus der Achterbahn. Guckt mal, wie er grinst.
Sein Grinsen soll dein Grinsen werden.



Die ist natürlich noch immer nur eine recht allgemeine Formel, die nicht immer ausschließlich auf alle Geschichten zutreffen kann. Aber sie hilft, sich Gedanken über den Aufbau und die Struktur seiner Geschichte zu machen, bevor man sie schreibt, oder – wenn sie schon geschrieben ist – um sich Gedanken für das Überarbeiten zu machen. Was sollen die einzelnen Bauteile einer Geschichte leisten, ist alles drin und an der richtigen Stelle oder fehlt vielleicht gar etwas?
Und wenn dein Entwurf sehr grob von dieser Struktur abweicht, könnte es Zeit sein für den Scriptdoktor.

Hier geht es weiter mit dem Aufbau von Storys: Save the Cat!

 

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