Sonntag, 6. April 2014

Den Vorschuß darfst du behalten


Business Bunny Teil 2


So, du hast also ein feines Buch geschrieben und ein Verlag will ihn veröffentlichen. 
Dann zahlt der Verlag dir einen Vorschuß. Und den Vorschuß darfst du in jedem Fall behalten. Selbst wenn sich das Buch schlecht verkauft und das Geld niemals wieder einspielt.
Der Vorschuß ist also ein vom Verlag gezahltes Garantiehonorar; der Verlag geht somit das Risiko ein, einen Verlust mit deinem Buch zu machen.
Im Gegenzug erhält der Autor aber erst Tantiemen, wenn der Vorschuß eingefahren wurde. Das bedeutet, dass er so lange kein Geld erhält, bis das Buch sich oft genug verkauft hat, und wenn das Buch sich nicht genug verkauft, sieht der Autor nie wieder weitere Kohle.
Nehmen wir das Beispiel vom letzten Mal:
Ein Autor erhält einen Vertrag für seinen Krimi, der für 10,- Euro als Taschenbuch im Laden herauskommen soll, mit 6% Tantiemen, also 56 Cent pro verkauftem Exemplar.
Der Verlag zahlt dem Autor einen Vorschuß von 3000,- Euro.
Der Autor kassiert das Geld, aber es müssen erst 5357 Exemplare verkauft worden sein, bevor er auch nur einen weiteren Cent erhält. Geht das 5358zigste Exemplar über den Ladentisch, so erhält der Autor weitere 56 Cent.
Natürlich nicht sofort. Die Tantiemen für weitere verkaufte Exemplare erhält er erst nach einem vorher festgelegten Abrechnungszeitraum von einem oder einem halben Jahr.


Der Vorschuß ist selten mehr als die Hälfte oder Zweidrittel von dem, was der Verleger glaubt, verkaufen zu können. Das bedeutet, wenn er einen Vorschuß von 3000,- Euro bietet, und glaubt 5000 Exemplare verkaufen zu können, dann geht er davon aus, dass eigentlich 10.000 bis 15.000 Exemplare von dem Buch verkauft werden können. Doch dem Autor sofort 6000,- / 9000,- Euro in die Hand zu drücken, ist ein zu hohes Risiko. Er zahlt erst einmal 3000,- und wartet ab, wie es läuft.
Der Autor dagegen hat diese 3000,- Euro garantiert in der Tasche. Sollte das Buch hinter alle Erwartungen zurückfallen und sich nur 2000 Exemplare verkaufen, so kann er den Vorschuß dennoch behalten.
Den Verlust trägt der Verlag.


Verlage gehen also ein Risiko ein, besonders wenn sie unbekannte Neuautoren unter Vertrag nehmen.
Sehr viele Bücher spielen ihren Vorschuß nicht wieder ein.
Dieser Verlust muss von anderen Büchern des Verlages ausgeglichen werden. Ein Bestsellerautor finanziert also gefloppte Neuautoren mit.
Um das Risiko gering zu halten, sind die Vorschüsse in den letzten Jahren immer kleiner geworden.
Ein Kleinverlag kann in den meisten Fällen gar nicht erst einen Vorschuß zahlen.

Für einen Autor ist es aber natürlich attraktiv, ein garantiertes Honorar zu erhalten, und in den Verhandlungen vor Vertragsabschluß könnte er dazu neigen, (mit Hilfe eines Agenten) einen möglichst hohen Vorschuß herauszuschlagen. Z. B. weil sein Buch so super ist, dass zwei oder mehr Verlage sich für das Buch interessieren und nun Angebote machen. Bei manchen Büchern kann es zu einer regelrechten Auktion kommen, bei der die Verlage sich gegenseitig mit den Vorschüssen überbieten.
Das klingt zwar toll (und ist gut fürs Ego) ist für den Autor aber nicht immer unbedingt das Beste, was ihm passieren kann.

Warum das so ist, warum es gefährlich sein kann, einen Vorschuß hochzupokern, und warum kleinere Vorschüsse mitunter besser sind, das erfahrt ihr beim nächsten Mal, wenn es heißt: 
Je höher der Vorschuß desto höher die Erwartungen

Das Ebook zum Thema: "Verlagsverträge für Autoren - verhandeln und verstehen".

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